schriftzug folkeboot new 250x68

    Veranstaltungen

    13.04. - 14.04. Frühjahrswettfahrten
    20.04. - 21.04. Tegeler Kanne
    27.04. - 28.04. Goldplakette Berlin
    04.05. - 05.05. 40. Eichhornregatta Staad Bodensee
    04.05. - 05.05. Håndværker Cup Jaegerspris
    04.05. - 05.05. Mailüftchen Essen
    11.05. - 12.05. ECK-Days Eckernförde

    Classic Week 2024

    Logo Banner CW24

    Internationale Regatten

    GoldCup2022 Flyer 200x355

      6. - 12. Juli 2024

      Website Gold Cup 2024
      Hier registrieren

    20240126 Kerteminde

     

     

     

     

    Meldung Manage2Sail

     


     

    Jan Hinnerk Alberti, BLY VIOL, F GER 1100

    In diesem Artikel möchte ich einige Eindrücke und Erfahrungen weitergeben, vom Leben an Bord mit einem 6 Monate alten Baby.

    RB Jan Hinnerk15

    „Wenn selbst 2 Monate nicht reichen, um sich wirklich zu erholen, ist es wohl an der Zeit, ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Entspannung, Aktivitäten und Auszeiten zu finden“. Das ist mein erster Gedanke, als wir an der „Schwiegermutter“ vorbei in die Innenförde einlaufen. („Schwiegermutter“ = liebevolle Bezeichnung der Flensburger für eine Fahrwassertonne in der Holnis-Enge, Anm. d. Red.) Ich will einfach noch nicht wahrhaben, dass unsere Reise zuende geht. Die Zeit verging wie im Fluge. Nach gefühlt 7 Wochen „Schietwetter“ können wir immerhin bei Sonne, 2-3 bft und mit geschrickter Schot unseren Heimathafen Fahrensodde direkt anliegen. Im Nachhinein ist dieser Tag ein Geschenk, auch wenn es der letzte Segeltag unserer Elternzeit ist und wir schmerzlich dem Alltag entgegen blicken. Wir werden durch das gute Wetter der letzten beiden Tage wirklich versöhnt mit unserer Tour, die durch den verregneten und kalten Sommer 2017 durchaus Höhen und Tiefen hatte und uns auch einiges abverlangt hat. Als frischgebackene Eltern mit unserem ersten Kind haben wir nicht nur einfach einen sehr langen Urlaub hinter uns, sondern auch eine Zeit, in der wir viel Neues gelernt haben. Aber der Reihe nach…

    RB Jan Hinnerk04Ein holpriger Start. Gleich zu Beginn unserer Auszeit werden wir auf die Folter gespannt. Der gemeinsame Teil unserer Elternzeit beginnt am 21.06.2017 und alles ist vorbereitet. Doch der Wetterbericht spricht von Regen, Regen, Regen und danach von Starkwind. Noch haben wir Geduld. Wir wollen gut beginnen, was gut enden soll. Über eine Woche vergeht, bis wir am 1. Juli Flensburg bei schwachen Winden gegen Mittag hinter uns lassen. Es macht uns nichts aus, dass wir noch nicht mal die Flensburger Förde verlassen. Alles liegt vor uns. In Langballigau gibt es gut zu essen und wir beenden den Tag mit Fischbrötchen. In den folgenden Nächten merken wir dann, dass es wirklich ein kalter Sommer ist. Nachts haben wir selten über 10 Grad in der Kajüte und wir gehen nach ein paar Tagen dazu über, in den Häfen unser Kabel auszurollen, um für Jakob nachts den Heizlüfter anzumachen. Auf diese Weise müssen wir ihm nicht so viel anziehen und wir bekommen langsam warme Gedanken.

    Dänische Kirchen: Wir tingeln das dänische Festland hoch und sind schon bald nördlicher als je zuvor. In vielen Fällen finden wir in Hafennähe in Dänemark eine wunderschöne Kirche oder Kapelle. Meistens ist die Tür der Kirche offen. Eintritt frei - einfach reingehen, die Tür knarzt… Manchmal übt ein Organist, sonst sind wir meistens allein. Vandalismus scheint in DK noch kein Problem zu sein. Allerdings – neulich wurde in einer dänischen Kirche ein Altarbild von Nolde gestohlen. Habe ich in der Zeitung gelesen. Wir hoffen, das bleibt ein Einzelfall und die Kirchen bleiben offen. Wir freuen uns daran, unseren Landgang regelmäßig mit einem Blick in eine Kirche zu würzen. Einfach für eine halbe Stunde staunen, tief durchatmen oder auch nur die Stille genießen…

    Ist das mit dem Baby nicht alles zu gefährlich? Wir haben uns selbst gefragt und wurden auch oft gefragt: „Ist das mit einem so kleinen Kind nicht viel zu gefährlich?“ Ich selbst mache mir von Anfang an nur Gedanken über die Verantwortung für Jakobs ärztliche Versorgung im akuten Notfall, wenn wir auf See sind. Unser Kinderarzt hat uns einige Hinweise gegeben, was wir speziell für Jakob in der Bordapotheke mitnehmen sollten. Ich bin selbst als kleiner Junge bereits bei meinem Großvater mit an Bord gewesen. Ich freue mich riesig, dass Jakob - wenn er möchte - bald einen Abenteuerspielplatz bekommen wird, der bei guter Begleitung kaum zu übertreffen ist. Andere, vor allem nicht segelnde Familie und Freunde, haben mehr Bedenken wegen der Unfallgefahr. RB Jan Hinnerk05Wir haben eine neuwertige Kinder-Feststoffweste für ein Gewicht von 5-10 kg geliehen und sie passt Jakob wie angegossen. Aber was soll er jetzt damit? Jakob ist ziemlich genau 6 Monate alt und kann sich vom Rücken auf den Bauch drehen, aber nicht zurück. Er verbringt die Stunden auf See fast vollständig in der Kajüte und er wird dort auch gestillt. Bestimmt 2/3 der Stunden unterwegs schläft er friedlich in einer Hängematte unter Deck, die ihn die gesamte Tour über als sicheres „Nest“ begleitet (siehe Bild). Wir werden die gesamte Reise nur bei sicherem Wetter und tagsüber unterwegs sein - soweit der Plan. Und wenn wir Jakob für einige Male zu uns ins Cockpit holen, sitzt er bei Urte oder mir auf dem Schoß und wird von uns gehalten. Es ist klar, dass wir uns mit ihm nicht vom Fleck bewegen, schon gar nicht das tiefe, sichere Folkeboot-Cockpit verlassen. Unterwegs tragen wir als Eltern jederzeit beide eine Automatik-Schwimmweste und haben eine klare Absprache (Danke, Inga und Basti): Wenn doch etwas passiert (MOB), dann springt Urte sofort hinter Jakob her und ich sammel die beiden wieder ein bzw. versuche per Funke und Handy Hilfe zu erreichen, lieber zu früh als zu spät. Körperlich anstrengend für uns - nicht für Jakob - sind Etappen mit kurzer Welle von vorne an der Kreuz, v. a. wenn Jakob wach ist und unter Deck betreut oder gestillt werden möchte. Wir versuchen, Route und Tagesziele so zu legen, dass wir mit ablandigem Wind oder im Wellenschatten von Inseln oder Flachs segeln, wann immer es möglich ist. Gegen Ende unserer Tour lernt Jakob im Alter von nur knapp 8 Monaten fast gleichzeitig, sich aufzusetzen, sich in den Stand hochzuziehen und zu krabbeln. Mit diesem Jungen wird uns klar: Jetzt möchten wir nach Hause und ihm mehr Bewegungsmöglichkeiten bieten. Uns dämmert: Wäre er in diesem Alter losgefahren, hätten wir uns ganz anders vorbereiten müssen. Aber jetzt, nach einigen Tagen auf See sind wir uns sicher: Jakob fühlt sich insgesamt an Bord und auf dieser Reise sehr wohl. Einmal ärgert ihn für ein paar Tage ein durchbrechender Zahn ziemlich hartnäckig und er ist sehr quengelig. Plötzlich stehen 3 gestandene Mütter von geschätzt 60 Jahren in Kerteminde auf dem Steg vor unserem Boot und rufen nach uns. Urte ist gerade nicht da und ich muss als Vater Rede und Antwort stehen, was ich denn da an Bord anstelle, oder ob der Kleine gar alleine ist? Als die „Jugendamt-Crew“ von Kerteminde meine Geschichte hört, ist sie aber sofort zufrieden und lächelt mich an: „Schön, dass Du schon jetzt mit Deinem Sohn segeln gehst!“ Auch zuhause hätte dieser Zahn Jakob gequält, das wäre nicht anders gewesen. Durch die Bewegungen des Schiffes unter ihm wird Jakob in seiner motorischen Entwicklung vielleicht sogar gefördert. Außerdem wird er regelmäßig nach dem Ablegen sanft in den Schlaf geschaukelt und kann im nächsten Hafen mit uns zusammen auf eine spannende Entdeckungsreise gehen. Wir glauben, es ist auch gut für den Zusammenhalt und das wachsende Vertrauensverhältnis zu uns als Eltern, dass wir so viel Zeit zusammen verbringen können.

    RB Jan Hinnerk07Schnellfähre Aarhus-Seeland: Auf eine echte Gefahr möchten wir gerne hinweisen: Leute, die Heckwelle von diesen Ungetümen, die die beiden größten dänischen Städte verbinden, sieht aus wie eine 6-8 m hohe Fontäne. Und diese Fähren fahren mit 35 kt im Stundentakt aus Aarhus raus und wieder rein. Da sind 400 Autos drauf und bis zu 1500 Menschen. Es handelt sich laut Internet um die größten Katamaranfähren der Welt. 3 Stück sind ständig am pendeln. Die suchen den ganzen Tag nach Folkebooten zum Drüberbügeln. Wenn die auf Euch zukommen und Ihr vorher nicht wisst, ob die eher leicht vor oder hinter Euch durchgehen werden, dann kommen Euch Eure Ausweichversuche einfach nur kindisch und hilflos vor und ein Gebet ist schon mal angebracht… Das Gute ist: Man sieht sie sehr früh, weil sie so groß sind. Das Schlechte ist: Gefühlt 3-5 Minuten später sind sie schon da. Die können einem den Spaß am Segeln schon mal für eine kurze Zeit gehörig vermiesen, wenn man nicht ganz so gute Nerven hat oder - noch schlimmer - schlechte Sicht herrscht. Unser Tip: Die Routen, auf der diese Fähren verkehren, sind in der Seekarte eingezeichnet. Unbedingt gut Ausguck gehen, wenn Ihr da in der Nähe seid und den eigenen Kurs nicht parallel zur Fährlinie stecken sondern im richtigen Moment mit 90 Grad queren. Die furchterregende Heckwelle hat die Eigenschaft, sich nach ca. 15-20 Sekunden von sehr steil und hoch zu irre lang und ganz flach zu verdünnisieren. Also, wenn Ihr Abstand haltet wundert Ihr Euch nur noch, wo diese ungewöhnlich hohe Dünung herkommt und fragt Euch, wo die Heckwelle von diesem Monster geblieben ist. Sehr raffiniert konstruiert – Respekt!

    Grenå bei 8-9 bft aus Nord-Ost. Unser Weg entlang der dänischen Ostküste endet in Grenå, dem Absprunghafen nach Schweden. Wir möchten von hier aus nach Anholt und dann umkehren bzw. wieder Richtung Süden bummeln. Denn es warten ja noch die 75-Jahr-Feier in Kerteminde und auch der Goldpokal auf uns. Jetzt steht unangenehmer Schwell in fast dem gesamten Hafenbecken und das schon seit 3 Tagen. Auflandiger Wind und 2 m Welle in der Hafeneinfahrt. Gestern haben wir uns mit einem sehr netten Pärchen, das mit einem Spækhugger aus Aarhus unterwegs ist, gegenseitig geholfen, unsere Boote auf kleinere Plätze mit weniger Schwell zu verholen. Eine Crew mit 2 Jungs aus Kiel ist auch eingeweht. Sie sind mit einem IF-Boot unterwegs und träumen von den schwedischen Schären. In der Gischt auf der Mole philosophieren wir, wie man hier wohl wieder wegkommen kann bei diesem Wetter? Keine Ahnung, ob sie es probiert haben. Hoffentlich nicht! Selbst die 12-m-Yachten, die hier jetzt noch vereinzelt einlaufen, verursachen Hafenkino vom Feinsten. Anholt und Schweden geben wir auf. Die Stadt Grenå kennen wir gefühlt auswendig. Wir kommen wohl erst wieder, wenn Jakob mindestens 5 Jahre alt ist und das Kattegat-Museum ein echter Plan B geworden ist. Nach 5 Nächten schaffen wir den Absprung zurück nach Øer bei Ebeltoft. Ankern im Stavnsfjord auf Samsø – Karsten und Silke gucken etwas ungläubig, als sie uns in Langør einlaufen sehen: Bei diesem Sturm??? - Ja, aber wenn wir das gewusst hätten!!! Das war so nicht angesagt und ist nochmal gut gegangen. Wir haben gerade die einzige etwas brenzlige Situation durch Starkwind hinter uns, in der wir sehr gut zusammen gehalten und im Nachhinein auch sehr überlegt gehandelt haben. Aber diese Situation verschläft Jakob bei wirklich viel Welle und Wind von achtern wie ein Stein in seiner Hängematte. Ein 3-Stunden-Ritt, an den wir uns wohl sehr lange erinnern werden. Mit dem Kattegat ist nicht zu spaßen. Aber dieser Naturhafen ist ein Traum. Und am Abend des nächsten Tages soll der Wind nachlassen. Tut er auch. Die Sonne bleibt uns erhalten. Nur mit der Fock tasten wir uns ganz langsam in das Flachwasser des Naturschutzgebietes hinein und lassen dann zusammen mit unseren Folke-Freunden im Stavnsfjord die Haken fallen, gehen längsseits und halten im Abendlicht nach Vögeln Ausschau. Aber hä? Was machen denn die 6 Dänen in diesem winzigen Ruderboot da, das fast untergeht, weil es völlig überladen ist? Wo wollen die denn im Dunkeln hin? Und warum flüstern die so? Sind anscheinend tatsächlich nüchtern… Schmuggler? Es wird eine friedliche Nacht – und am Morgen nutzen wir wieder den Hafenkomfort von Langør.

    Tunø – Insel-Idyll pur. Auf dem Weg von Samsø nach Kerteminde machen wir auf Tunø noch einige Tage Zwangspause. Diesmal sind Silke und Karsten in dem Mistwetter draußen auf See und schwitzen. Schon wieder Gewitter und Starkwind. Aber hier versauern wir nicht so wie in Grenå. Einmal um die Insel wandern sind ca. 7 km und landschaftlich wirklich romantisch. Es gibt Steilküste, Strand, Wald und Wiesen. Die Kirche ist gleichzeitig der Leuchtturm… Fehlen nur noch die Seehunde. Nach denen werden wir das nächste Mal auf den Sandbänken rund um Endelave, Tunø und Samsø noch genauer Ausschau halten. Beim Auslaufen nach 3 Tagen auf Tunø ruft mir ein Däne von seiner 45 Fuß Yacht zu: „Kapsejler? Are you going to Kerteminde?“ „Ja, genau, wir wollen zum Goldpokal und zur 75-Jahr-Feier!“ ”See you next week!” „Sure, see you soon!“.

    RB Jan Hinnerk01Kolby Kås an der Südwestküste von Samsø. Eine Collage aus Hafenasphalt und Trucker-Schweiß erwartet uns als nächste Station. Quadratische Heckpfähle mit einer Verstärkung aus verzinktem Stahlblech sind der Tod jeder Scheuerleiste. Die hohen Spundwände aus den alten Tagen dieses Gewerbe-/ Industriehafens nehmen jede Sicht auf die Anlage, wenn man einläuft und jede Sicht auf das Wasser, wenn man angekommen ist. Hier kommt der Hafenmeister zwar noch zum Boot und ist auch wirklich sehr freundlich, aber wir sind hier nur abgestiegen, weil wir nichts anderes auf der Karte gefunden haben. Keine Empfehlung! Schon am frühen nächsten Morgen, der fast ohne Wind startet, wagen wir den Absprung nach Fünen. Es wird die längste Etappe unter Motor und eigentlich haben wir noch Zeit. Aber es gibt mal wieder nur ein sehr kurzes Wetterfenster, in dem wir ohne Welle nach Kerteminde kommen können. Dort suchen wir uns einen Dauerliegeplatz für die nächsten 9 Nächte. Folkies zahlen wegen der Jubiläums-Feierlichkeiten für 1 Woche keine Liegegebühren. Das heißt, wir nutzen diesen großen, modernen und sehr familienfreundlich ausgerüsteten Hafen für eine Liegegebühr für insgesamt 175 DKK über 9 Tage. Das schont die Bordkasse, günstiger geht Urlaub in Dänemark nun wirklich nicht.

    Der Stauraum für Bord-Fahrräder und Kühlbox. In den nächsten Tagen freuen wir uns an nahezu 100 Fahrten- und Regatta-Folkes in Kerteminde und haben jede Menge Zeit, aufzuräumen, zu waschen und unser Schiff zu pflegen. Wir machen uns auch wieder etwas Gedanken zur Ausrüstung. Leider muss ich Euch enttäuschen, wenn Ihr nun die Lösung für alle Platzprobleme erwartet. Auch zuhause bin ich immer wieder froh und erleichtert, wenn wir uns von Dingen trennen können, die wir lange Zeit nicht mehr benutzt haben und eigentlich gar nicht brauchen. Mit dieser Einstellung bin ich der Meinung, dass wir auch mit 2 oder 3 Kindern losfahren können, solange sie sich das Vorschiff teilen mögen. Das haben unsere Vorgänger ja auch hingekriegt, bevor es die ganzen „aufgeblasenen“ Fahrtendampfer mit Dusche, Backofen, Kühlschrank und Garage gab. Ich bin sehr froh damit, dass unser Boot zum Segeln konstruiert wurde und man auch darauf wohnen kann und nicht umgekehrt. Zwei Punkte sind aber aus meiner Sicht sehr wichtig: Erstens haben wir eine sehr gute Persenning (allerdings nicht die klassische Kuchenbude), die das Cockpit zum Wohnzimmer macht und es fast 100 % trocken hält. Nur wenn sprichwörtlich „die Welt untergeht“, gibt es im Cockpit etwas Feuchtigkeit. Zweitens verzichten wir tatsächlich auf Vieles. Wir haben das Gefühl, es geht uns umso besser, je weniger Ausrüstung wir mitschleppen. Von allem die kleinste Ausführung anschaffen und dann überlegen, wo das hinpassen könnte? Nein! Wir haben also keine Fahrräder, keine Kühlbox/Kühlmöglichkeit, keinen 2-flammigen Kocher, keinen Grill, keinen externen Tank für den Motor, kein 2. Großsegel, kein Schlauchboot, keine Rettungsinsel usw. dabei. Wir beginnen sogar eine Liste zu schreiben, was von unserer Ausrüstung überflüssig ist und beim nächsten Törn zuhause bleibt! Unser Flautenschieber mit integriertem Tank hat nur 2,5 PS und wiegt als Langschafter ca. 14 kg. Dazu gehört ein 5-Liter-Reservekanister in der Bilge. Unter dem Achterdeck stauen wir unterwegs Festmacher, Schrubber und den Sack mit der Persenning. Unser Vorrat von gut 6 Litern Benzin inkl. Motortank reicht für ca. 26-30 Seemeilen, wenn Flaute und ruhiges Wasser herrschen und wir mit ca. 40 % Drehzahl 4,0 kn Fahrt über Grund machen, ohne dass der Motor zu stark belastet oder gar laut wird. Wir haben uns darauf beschränkt, den kleinsten Buggy anzuschaffen, den wir finden konnten (siehe Foto), damit wir Jakob nicht immer tragen müssen. Dieser Kinderwagen passt locker 5-mal in die Backskiste. Wir teilen die Küchen und Aufenthaltsräume, die es in vielen dänischen Häfen heute gibt, mit vielen lieben Menschen oder Freunden, die wir unterwegs treffen. Unter der Vorschiffskoje haben wir wirklich jede Menge Wickel-Utensilien bei uns. Und das Kocher-Staufach ist unser Lager für die Baby-Glaskost. Wir haben einen 1-flammigen Campingkocher, einen sehr kleinen Heizlüfter, einen kleinen Wasserkocher und eine Thermosflasche dabei. Mit unserer Mini-Küche können wir zwar eine vollwertige Mahlzeit zubereiten, aber wir tun das nur, wenn es keine Alternative gibt. Oft nutzen wir, was vor Ort vorhanden ist und haben ein besseres Essen als das mitgebrachte „aus der Tüte“.

    RB Jan Hinnerk12Die Umrüstung unseres Bootes für den Törn ist ausgefallen. Wir haben ein Regatta-Folkeboot mit einem neu vermessenen Gewicht von 1.934 kg, mit dem wir beim Goldpokal in Warnemünde 2015 in dem aktuellen Zustand mit etwas Glück eine Wettfahrt gewonnen haben. Eine 33 Ah-AGM-Batterie für die Navigation und ein faltbares Solarpanel mit dazugehöriger Powerbank für die Smartphones und das Tablet reichen uns. In den ersten 10 Tagen laden wir unsere Batterie nicht einmal auf, weil wir die Handys immer an die Powerbank hängen und diese mit Sonnenenergie wieder gefüllt wird. Das Folkeboot als „Perpetuum Mobile“. Im Prinzip ist alles original „Folkeboot-Zentrale“. Die Modifikationen, die wir vorgenommen haben, sind nicht relevant für eine solche Tour. Unser Boot verfügt über die „einfachen“ Schwalbennester, ohne Barschrank etc. Wir haben auch keinen fest eingebauten Landstrom-Anschluß, sondern ein Adapterkabel für den Steg, ein seewasserbeständiges Verlängerungskabel und einen in ein Kabel integrierten, mobilen FI-Schutzschalter für die bordseitige Absicherung. Das Kabel nervt, aber es ist doch der einfachste Weg, die Mahlzeiten für Jakob im Wasserbad zuzubereiten und den Heizlüfter nachts laufen zu lassen. Die gesamte „Elektrik“ inkl. der Batterie passt in das kleine Staufach unter der Steuerbord-Koje, gegenüber vom „Küchenblock“.

    Rauschefahrt nach Hause: Auch wenn wir versuchen, mit wenig auszukommen – wir sind in Kerteminde trotzdem erstaunt, wie hoch die anderen Folkes im Wasser liegen und haben gar keine Lust, alles wieder auszuräumen. Der Goldpokal mit 76 teilnehmenden Booten ist ein Erlebnis. Wir wohnen auf unserem Boot und ich habe bei Udo und Klaus als Vorschoter angeheuert. Die Ausrüstung kann dieses Jahr also an Bord bleiben. Vielen Dank für die Einladung, Udo! Urte und Jakob haben Besuch von Oma und Opa, die endlich sehen möchten, wie es bei uns an Bord so zugeht auf der Tour. Dann kommen die ersten echten Rückweg-Gedanken. Die Inselwelt südlich von Fünen ist unsere letzte Station auf dem Rückweg nach Flensburg. In Svendborg liegen wir nochmal direkt vor dem dänischen Segelsport-Museum und besuchen die Folkeboot-Sonderausstellung. Dann geht es nach Rantzausminde und von dort über den Kleinen Belt. Wir genießen den Blick über die kleinen Inseln Skarø, Hjortø, Drejø, Avernakø, Lyø und Ærø. Wir schwören, dass wir wiederkommen. Von Rantzausminde im Svendborgsund bis kurz vor Kalkgrund nimmt der Wind dann immer mehr zu. Am Ende sind es sicher gut 4 bft, die Sonne lacht ausnahmsweise mal wieder dazu. Ab Gammel Pøl sitze ich bei raumem Wind vor dem Mast und steuere über umgelenkte Steuerseile. Fast 7 kt Fahrt über Grund - läuft ja wie geschmiert heute! Jakob steht etwas wackelig auf der Vorschiffskoje, guckt mit dem Kinn auf der Kante aus dem Vorluk und wir hören der Bugwelle beim Rauschen zu. Und dann einfach rechts abbiegen nach Hørup Hav – morgen: Hafentag. Es ist Regen angesagt.

    RB Jan Hinnerk02Nochmal? Auf die Frage, ob wir das wieder machen würden, kann ich ohne zu zögern antworten: „Ja – auf jeden Fall, wenn es beruflich ohne Konflikte möglich ist!“ Wir leben in unmittelbarer Nähe zur dänischen Südsee, einem der schönsten Segelreviere für das Folkeboot. Wir nutzen das viel zu wenig. Unsere Standard-Etappen von 3-4 Stunden haben oft sehr gut funktioniert. Am Ende ist es sicherlich auch eine persönliche Entscheidung, ob man zum Beispiel einige Nächte investieren möchte, um neue Horizonte zu erreichen. Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Wir haben einige Male überlegt und gehadert, aber am Ende war es uns nicht wichtig genug. Wir haben uns entschieden, direkt vor unserer Haustür einfach abzulegen und in erster Linie den Wind, das Wetter und unsere Laune entscheiden zu lassen, wo es hingeht. Und wenn wir doch andere Reviere sehen möchten: Dann werden wir das nächste Mal das Boot mit dem Trailer dorthin bringen und von dort zurücksegeln, statt einen großen Teil der Reise mit der Anfahrt zu verlieren und die ganze Reise über unter Zeitdruck zu stehen.

    Was bleibt uns von der Tour? Als ich nach 2 Monaten ohne den Arbeitsalltag ziemlich langsam und gemächlich von unserem Steg an der Ostbrücke der SVF zu unserem kleinen Reihenhaus den Berg hinauf stapfe, wird mir auf einmal klar, wie gut wir es hier haben. Klar, es ist schade, dass die Zeit so schnell verflogen ist. Aber es fühlt sich doch irgendwie unwirklich anders an, den Strandweg zu unserem Haus zu gehen, als beim letzten Mal, auf dem Weg zum „Leinen los!“. Es ist, als wenn wir dort wohnen, wo Urlaub, innerer Frieden und die Freiheit sind. Also müssen wir uns doch irgendwie erholt haben! Ja, haben wir – und mehr noch: Wir sind eine Familie geworden. Danke, Urte und Jakob! Ich öffne die Tür zu unserem Haus und schreibe diese Gedanken auf die Rückseite von einem der vielen Briefumschläge, die in der Diele auf uns warten. Diese Gedanken und die Dankbarkeit möchte ich nicht vergessen, sondern in den Alltag mitnehmen. Dann gehe ich zurück zum Boot. Wir wollen noch nicht „umziehen“, sondern bleiben einfach noch eine Nacht und einen Tag an Bord.

    Kurz gelesen (s. Kasten): In 47 Tagen Elternzeit unter Segeln haben wir im kalten und verregneten Sommer 2017 mit unserem Folkeboot insgesamt 389 Seemeilen zurück gelegt, davon 61 Seemeilen unter Motor. Den überwiegenden Teil der Strecke sind wir tatsächlich gesegelt. Wir waren insgesamt 22 Tage auf See und hatten 25 Hafentage.

     

    47 Reisetage, davon 22 Tage auf See, 25 Hafentage
    Angelaufene Häfen: Langballigau, Sønderborg, Dyvig Badelaug, Aarø, Hejlsminde, Fredericia, Juelsminde, Hov, Aarhus, Ebeltoft, Grenå, Øer, Langør, Tunø, Kolby Kås, Kerteminde, Nyborg, Troense, Rantzausminde, Hørup Hav
    Zurückgelegte Distanz: 389 nm - davon 61 nm unter Motor
    Durchschnittliche Etappe 15,3 nm - längste Etappe 33,1 nm
    Durchschnittsgeschwindigkeit 4,2 kn, max. Geschwindigkeit 9,4 kn
    304 Windeln, 95 Gläser mit Babynahrung

     von Lars Bræstrup MARIA,  F DEN 1048

    In unseren Ferien wollten wir mal den westlichen Teil der norddeutschen Förden und Buchten besuchen. Dort gibt es schöne Segelreviere, auf denen richtig was los ist. Lene und ich segeln seit vielen Jahren Folkeboot und genießen das einfache Boot, das so gut zu segeln ist. Mittlerweile segeln wir die MARIA F DEN 1048, ein Boot, das 1991 komplett aus Glasfieber gebaut wurde. Wir segeln gerne Regatten, aber wir können das Boot auch problemlos mit einer Sprayhood, einer Kuchenbude und mit vielen anderen Details ausrüsten, die das Tourensegeln bequemer machen. Wir haben einen Alumast und schätzen den Vorteil, Mastrutscher am Vorlik des Großsegels zu haben, die die Manöver einfacher und sicherer machen. Viele Jahre lang sind wir in unseren Ferien Richtung Norden gesegelt und haben sowohl Norwegen als auch Schweden besucht. Es war schon eine Weile her, das wir die deutsche Küste entlang gesegelt sind. Also planten wir 3 bis 4 Wochen für einen Törn in die norddeutschen Fjorde ein und freuten uns darauf, das Seglerleben und die Kultur dort kennen zu lernen.

    Wir hatten eine schöne Tour über Dyreborg in die dänische Südsee nach Maasholm. Hier lagen wir zwischen vielen anderen Booten und auch ganz vielen Folkebooten. Dort gibt es einen Vercharterer mit fünf Holzbooten, die an Segler verliehen werden, die mal ein richtiges Holzfolke segeln möchten. Außerhalb Maasholms war viel Verkehr auf der Schlei und unter den vielen Booten waren auch mehrere Folkeboote. Wir kamen darauf zu sprechen, dass es hier viel mehr Folkeboote gab als in Dänemark und das fiel immer uns immer wieder auf in unseren Ferien an der deutschen Küste.

    Wir setzten unsere Reise gen Süden fort Richtung Eckernförder Bucht und weiter nach Strande. Wir gönnten uns auf dem Weg eine kleine Wettfahrt mit Harald aus Schilksee. Wir hatten ungefähr die gleiche Ausstattung mit einem Alumast mit Mastrutschern im Großsegel und Barberholer an der Fock. Aber Harald kennt die Kieler Bucht besser als wir und kam als Erster an. Wir rundeten das Bülker Feuer und liefen während eines heftigen Regenschauers in den gemütlichen Hafen von Strande ein und fanden einen guten Liegeplatz. Hier gab es ja einen ganzen Steg dieser schönen Folkeboote! Die deutschen Folkebootsegler passen so gut auf ihre Boote auf und decken sie zu, wenn sie im Hafen liegen. Das sieht man in Dänemark nicht so oft. Ich konnte den ganzen Abend herumgehen und mir die vielen unterschiedlichen Details an den Folkebooten angucken. Ich hatte den Hafen schon früher mal besucht und wusste, das er so eine Art Folkebootezentrum ist. Am nächsten Tag gingen wir rüber zum Olympiahafen in Schilksee und hier waren wieder ganz viele Folkeboote. Und als wir auf die Förde guckten waren da auch mehrere Folkeboote auf dem Wasser. Die Deutschen segeln ihre Folkeboote! Hier wird der Segelsport aktiv betrieben und viele Segler verbringen richtig viel Zeit mit ihren Booten.

    Wir segelten weiter hinein in die Kieler Förde bei einem frischen Westwind und freuten uns über die vielen Boote, die auf dem Wasser waren. Es hieß aber auch, gut Ausschau halten. Es gab nicht nur kleine und große Sportboote, nein, es gab auch große Containerschiffe, die einem kleinen Folkeboot nicht ausweichen. Wir machten einen schönen Schlag vorbei an der Schleuse Kiel-Holtenau und legten in Düsternbrook beim Kieler Yacht Club an. Hier lagen wir gut und es war alles in bester Ordnung. Von hier aus war es kein langer Weg hinein in die Kieler Altstadt und das genossen wir sehr. Es waren so viele Schiffe auf der Förde, darunter auch wieder Folkeboote… Das ist so schön zu sehen, dass die Leute ihre Boote segeln. Das war ein herrlicher Zwischenstop in Kiel mit netten Leuten und vielen Erlebnissen für Touristen und andere Besucher. Am nächsten Tag gingen wir Richtung Norden zum Hafen in Wik südlich von Holtenau, und auch hier lagen mehrere Folkeboote. Das ist toll zu sehen, das es hier überall Folkeboote gibt!!

    Später am Tag segelten wir gen Norden an der Ostseite der Förde entlang und passiertendie die Häfen von Mönkeberg und Möltenort. Wir setzten den Kurs ab auf den Hafen Laboe. Hier fanden wir einen Platz mitten unter den hier beheimateten Folkebooten. Echte Ferienstimmung machte sich breit: Es war Sonntag und Sommerstimmung überall, ein super Sommertag und es war eine Menge los. Wir schlenderten über die Strandpromenade hinüber zum Marine-Ehrenmal und überall standen kleine Stände und Bierbuden. An diesem Tag wurde das Finale der Fußball Europameisterschaft gespielt, daher wurde es an diesem Abend ein wenig später. Hier in Laboe gab es viele schöne Schiffe zu gucken, sowohl moderne als auch klassische, für einen Bootsbauer gab es also eine Menge zu entdecken.

    Nachdem wir das Nötigste eingekauft hatten, setzten wir Vollzeug und steuerten auf die Landspitze beim Bülker Feuer zu. Als der Wind aus West-Süd-West auffrischte, refften wir das Großsegel und stiegen ins Ölzeug. Die Sonne kam und ging … und der Regen auch während wir von der Landspitze beim Stoller Grund bis zum Marinestützpunkt in Eckernförde bei 10 bis 12 Metern pro Sekunde gegenan kreuzen mussten, eine nasse Angelegenheit. Der Wind kam in Böen, da passte es gut mit dem gerefften Großsegel. Nach vielen Wenden und Wellen kamen wir beim Marinestützpunkt um die Ecke und konnten einen Schrick auf die Schoten geben. Wir sahen, wie zehn Fallschirmspringer aus einem Flugzeug sprangen, das langsam vorüberflog. Sie landeten im Wasser ca. eine halbe Seemeile hinter uns und wurden von einem RIB Boot aufgelesen. Wir beschlossen, in den Stadthafen auf unserer Backbordseite einzulaufen und bekamen einen guten Liegeplatz in Lee der Wellen und der Dünung. Hier blieben wir ein paar Tage und nutzten die Gelegenheit, den Segelclub auf der Nordseite zu besuchen. Hier lagen zehn ganz feine Folkeboote mit vielen interessanten Details. Das ist eine beachtliche Flotte, und was ich so in der Folkenews lese, werden die Boote aktiv gesegelt.

    Wir segelten weiter nordwärts an der Küste entlang, an Damp und Schleimünde vorbei und weiter hinein zu einem Zwischenstop bei Anchers Yachting. Hier lagen wir sehr schön und es war nicht so weit in die Stadt und zum Einkauf. Es ist viel los auf der Schlei und es gibt viel zu entdecken. Wir setzten unsere Reise fort durch die Brücke bei Kappeln und legten in Grödersby bei Arnis an. Hier wird die Tradition der Holzbootsegelei hoch gehalten und für mich gab es eine Menge zu gucken. Und wieder sahen wir 12 bis 15 Folkeboote in der Gegend und freuten uns, wie vieler Segler hier auf das kleine Segelboot mit den guten Segeleigenschaften setzen. Eine interessante Umgebung ist das hier in Arnis und auch die Häuser sind alle so gut erhalten.

    Eigentlich wollten wir bis Schleswig segeln, aber die Wetteraussichten versprachen kein gutes Wetter und zu Hause hatten wir noch einginge Dinge zu erledigen, also segelten wir zurück nach Maasholm. An mehreren Orten kamen wir mit anderen Folkebootseglern in Kontakt, wir tauschten Ideen aus und guckten uns unsere Boote an, wir profitierten also richtig gut von dem Netzwerk der Folkebootsegler. Am nächsten Tag segelten wir bei Südwestwind hoch um das Skoldnæs Feuer und konnten Søby anlaufen. Von hier aus ging es über Revkrog auf Avernakø erstmal nach Hause.

    Nach ein paar Tagen zu Hause in Svendborg liefen wir wieder aus und segelten westwärts und freuten uns über unseren Gennaker und schließlich fanden wir einen tollen Ankerplatz bei Bøjden in der Helnæsbucht. Am nächsten Tag machten wir eine schöne Tour um die Nordspitze von Als herum und kamen zu einem anderen schönen Ankerplatz in Sandvig auf der Ostseite der Alsfjordes. Hier liegt man gut bei östlichen und südöstlichen Winden. Wir trafen uns mit Familienangehörigen in Sønderburg und segelten gemeinsam Richtung Langballigau. Und hier legte ein Folkeboot unter Segeln an… Ja, so macht man es richtig! Von hier aus ging unsere Tour weiter nach Flensburg und wir genossen das Leben dort. Hier liegen viele schöne Boote und das Leben pulsiert am Hafen und in der Stadt. Später dann kamen wir nach Glücksburg und hier gibt es Folkeboote! Eine lange Reihe fällt einem ins Auge und kündet von der Leidenschaft und der Freude an diesem Boot. Es gab eine Menge zu gucken und ich kam mit einigen der Eignern ins Gespräch. Hier ist richtig was los und die Klasse gedeiht prächtig. Nach einem kleinen Spaziergang in der Umgebung verließen wir dieses Folkeboot-Mekka und segelten an den Ochseninseln entlang nach Gråsten. Unser Törn ging weiter über Marstal, Strynø, und Rudkøbing heim nach Svendborg. In Marstal lagen sechs Gast-Folkeboote, von denen vier aus Deutschland waren.

    Wir konnten auf unseren Törns sehen, dass die Deutschen ihre Boote viel mehr zum Tourensegeln als wir es in Dänemark machen. Und es gibt mehr Leidenschaft, eine längere Tour in diesem relativ kleinen Boot zu machen. Wir treffen nicht oft Dänen mit Folkebooten auf unseren Törns und ein großer Teil der Segler, die wir in Dänemark treffen, sind aus Deutschland. Wir haben das sehr genossen zu sehen, wie weit verbreitet das Folkebootsegeln in Deutschland ist und wie eifrig die Boote gesegelt werden.

    Man kann sich gut bei einer Segeltour in den norddeustchen Förden, Buchten und Häfen inspirieren lassen, es ist eine Bereicherung für die Klasse und es nutzt der Seglergemeinschaft. Hier gibt es sowohl GFK als auch Holzboote, gut erhaltene und gut ausgestattete. Wir haben regelrecht gespürt, wie sehr die Deutschen das Folkeboot schätzen und es genießen, es zu segeln. Wir freuen uns schon darauf, die deutschen Segler in ihrem Heimatland ein anderes Mal besuchen zu können.

    Fotos vom Autor
    Übersetzung aus dem Dänischen: Vincent Büsch

    von Bernd Miller, KLEINER BLAUPFEIL, F GER 998

    Nicht nur der KLEINE BLAUPFEIL F-GER 998, auch der alte T4-Pritschenwagen läuft und läuft...und hat uns wieder vom Bodensee über alle Berge nach Grenåa gezogen – unser schon bewährter Ausgangshafen am Meer (s. „Schtoinersegeln“ in der FN 4/14 und 1/15).

    RB2018 F99811Wir segeln mit Stopp in Anholt über das Kattegatt nach Schweden – durch die Schärengärten und teilweise bei hoher Welle übers offene Skagerrak bis nach Norwegen, aber für Oslo war die Urlaubszeit zu kurz. Zurück über die Koster-Inseln – das Highlight der Reise! - wieder durch die Schären und über Læsø nach Dänemark zurück. In diesmal leider nur 4 Wochen haben wir fast 500 sm geloggt, davon 3 Std. mit 3,5 PS und 3 Std. im Schlepp vom WASSERMANN, die Comfortina 32 unserer Freunde Norbert und Josefine, die am Bodensee mit der F- GER 635 dabei waren.

    Nachfolgend wieder einzelne Auszüge aus dem Logbuch:

    Sa 1. Juli Grenåa - Anholt
    Der Wetterbericht verspricht für heute ein kurzes segelbares Fenster im Gebläse und wir wollen nicht gleich zu Beginn der Reise versacken, sondern lieber für die nächsten Tage im Paradies Anholt eingeweht sein. Das bewährte Sturm-Groß ohne die Ausladung im Achterliek reicht für 5 bis 6 kn Marschfahrt völlig aus – bloß kein Streß gleich am Anfang! Bei herrlicher Sicht auf See und viel Platz im Hafen (24 Boote) bleiben Navy und Außenborder eingepackt. Dann der Schock am Steg: „Wo ist der Stecken (norddeutsch: Ausbaumer)?“. Beim Sicherheitscheck vor dem Lossegeln habe ich noch die Wanten abgetapet – vorher natürlich den Stecken gelöst … und liegenlassen. Krängung und Wellen haben den Rest erledigt. Der Frust wurde in handwerkliche Tätigkeit umgesetzt und ein möglichst gerader Eichenstecken musste geschnitzt, gesägt und mit kleinen Schäkeln bestückt werden. Erst kurz vor der IDM in Lindau habe ich ihn durch einen schönen neuen Stecken aus Bambus ersetzt. Zum Sonnenuntergang auf der Mole um 22:10 Uhr (!) Ist die Welt wieder in Ordnung.

    So 9. Juli Lilla Kornö - Havstenssund
    Wir sind schon um 7:00 Uhr fit und machen Frühstück auf dem Steg vor dem Boot in der Sonne mit der senkrechten Felswand im Rücken. Dann werden Karten gewälzt und Ziele gesteckt: maximal die südliche Koster-Insel Ramsö - mit 2 Alternativen unterwegs. Weil es viel gegenan zu kreuzen gibt, setzten wir Vollzeug – bei angesagten 4 bis 5 (max 6) Bft. nach Norden abflauend sollte das kein Problem sein. Gleich um die Ecke wird klar: falsche Entscheidung!- oder doch die richtige, weil wir gegen die Nordseewelle z.T. Nur 3 Kn laufen? Als wir aus der Abdeckung der Schären ganz raus sind, türmen sich Wellenberge auf, die wir bis dahin noch nie mit dem Folkeboot erklommen haben. Wir gehen auf Halbwind und ich habe echt Muffe vor dem Querschlagen und Vollaufen, was aber Dank der genialen Konstruktion nicht passiert – nur ab und zu eine ordentliche Pütz in`s Boot. Ich kann den Blick auf die Felsformationen um Smögen gar nicht richtig genießen. Vor uns taucht immer wieder der 10 m kleine WASSERMANN zwischen den Wellenbergen auf – wie verloren muß da erst das Folke aussehen? Beim krampfhaften Versuch, den kleinen Ausschnitt auf dem Kartenplotter mit einer der zahlreichen, alle gleich aussehenden Seekarten - alles blau, zwischendurch große Felsen und „Stoiner“ - in Deckung zu bringen, verliere ich die Orientierung und mir wird saumäßig schlecht! Besser, ich halte die Pinne fest und Isolde navigiert. Wir haben das Tuch getrimmt, wie ein Brett – der Traveller ist in Lee am Anschlag. Hier darf man sich nicht vorstellen, dass irgedetwas kaputt geht. Der im Meer auf einem Felsen stehende,von der Brandung umspülte Leuchtturm „Väcker“ weist den Weg in den geschützten Havstensund. Wir ändern den Kurs und surfen jetzt regelmäßig mit über 10 kn auf den Walzen – die Kämme fangen an zu brechen. Im Inneren der Schären beruhigt sich die See, aber wir rasen immer noch mit einem Affenzahn in den Sund. In einem Kolk vor der Engstelle kringeln wir und bergen die Segel – der Außenborder läuft auf den 1. Zug. Wir legen uns ins Päckle an den WASSERMANN am Steg. Später kommt ein norwegischer Collin Archer von 1880 mit gebrochener Saling an den Steg. Sie haben tagelang eine Oldtimer-Regatta geführt und mussten aufgeben – Reparatur geht vor.

    Am nächsten Morgen kommt kurz vor 8:00 Uhr die Bedienung vom Schiffsladen mit wehendem Haar und Zahnbürste im Mund mit Vollgas mit dem Außenborder um`s Eck geschossen – nur im Zenith der Steilkurve wird die Zahnreinigung kurz unterbrochen – just in Time!

    RB2018 F99801 RB2018 F99813 RB2018 F99814

    Di 11. Juli – Strömstad - Skjaerhalden
    Nachdem ich gestern Abend mit meinem seit der Studienzeit gehegten Reiseziel „per Boot nach Norwegen“ so kurz vor der Grenze alle Mitsegler überzeugen konnte, mussten wir neben dem üblichen Proviant Bunkern noch zwei Norwegische Gastlandsflaggen auftreiben....Draußen nähern wir uns einem unsichtbaren, bodenseetiefen Graben, der die Seegrenze zwischen Schweden und Norwegen bildet. Bei 58°58,5` nördlicher Breite kippt Isolde einen Schluck Sherry über Bord und ich setzte die Flagge. Von Norwegen haben wir nur sehr dürftige Hafenliteratur auftreiben können und wählen einen Ort am Ufer, wo der Plotter zumindest Stege anzeigt. Wegen der massenhaften „Stoiner“ und Untiefen segeln wir in einem großen Bogen den in der Karte vorgeschlagenen Leuchtturm- und Tonnenweg und finden nach der traumhaften Einfahrt die Marina „Skjaerhalden“ auf den Insel Kirköy mit vielen freien Plätzen. Wegen der erstmals auch nach unten gestaffelten Preise ist das Folkeboot heute nicht länger, als 7,5 m. Beim Stadt- bzw. Dorfbummel gibt`s megagroße „Eiskugler“ und wir finden einen tollen Aussichtsweg zum Leuchtturm. Dann gibt`s Bier, gebratenen Dorsch mit Pellkartoffel, Salat, Rotwein....

    Mi 12. Juli – Skjaerhalden – Vettnet (Nord-Koster)
    ….Richtung Süden geht es nach nur 9 sm Rauschefahrt mit Rumpfgeschwindigkeit nach Nord-Koster. Die gesamte Inselgruppe ist ein Naturreservat. Bei der tagesfüllenden Wanderung von dem malerischen Fischerdorf Vettnet um die Insel bietet jeder Blick auf`s Meer völlig neuartige, andere Landschaftsbilder: Im Osten bewachsene Schilfbuchten, im Norden der Sandstrand mit den Felsformationen, im Westen die riesige eiszeitliche Endmoräne „Klapperstenfeld“. Auf dem Rückweg geht es durch einen Kiefernwald mit eigenartigen dickborkigen Birken und Eichen mit riesigen Blättern, bevor wir am Kostersundet in ein Touri-Kaff mit 5-er Schiffspäckle eintauchen. Da haben wir mit unserer Bucht neben Saltholmen die bessere Wahl getroffen. Nur der Nord-Wind zerrt am Anker und später zieht ein Gewitter durch, das den Himmel und die Felsen nacheinander in allen Farben leuchten lässt.

    RB2018 F99817Do 13. Juli – Vettnet (Nord-Koster) – Ursholmen (Süd-Koster)
    ….Wir segeln ohne Welle in den geschützten Schärengärten und können schon von weitem die zwei Leuchttürme von Ursholmen sehen – wir müssen allerdings noch durch ein Labyrinth aus Felsen – auf einem davon räkeln sich zahlreiche Robben. Wir segeln eine große S-Kurve, schleichen uns erst von Osten an, dann von Norden zur einzig möglichen Einfahrt zwischen den Steinen. Wo es genau reingeht, sieht man erst auf den allerletzten Augenblick. Zum Überblick fährt das Kursdreieck auf der Seekarte mit – die Feinsteuerung geht nur mit dem Plotter. Nie wären wir da sonst reingesegelt! Nach dem Einprägen der Untiefen im Kolk zwischen Innre und Yttre Ursholmen kommt der Plotter weg - die Segel runter – der Motor an – Lücke am Fels peilen, - Anker im Abstand 25m + Bootslänge fallen lassen – Einbremsen und Landverbindung an Felshaken herstellen. Die Insel ist in vieler Hinsicht extrem faszinierend und zusammen mit Nord-Koster das Highlight der Reise! Die wollsackverwitterten Gneisfelsen mit Schleifspuren aus der Eiszeit, die dunklen Diabas-Streifen mit Zerfall in Riesen-Würfel, die tiefen Schluchten, die „Bolderfields“ mit runden Steinen aus Oslo, die Hofsiedlung mit den Kartoffel-Stein-Iglu-Mauern. Als Krönung auf der Aussichtshöhe die Leuchttürme – extra doppelt, damit man sie als einzigartig erkennt. Draußen, außerhalb der Schärengärten hat sich die Dünung im Skagerrack aufgebaut. Die äußeren Felsen bekommen die volle Breitseite ab und gischten – ein gigantischer Ausblick bis an die lange norwegische Küstenlinie!

    Di 18. Juli – Kungshamn - Rörö
    ….Wir sind nicht die einzigen, die zwei Tage eingeweht waren und jetzt wegen der alten Nordseewelle innen durch die Schären wollen. Es geht teilweise zu, wie auf der Autobahn – mit rücksichtsvollen und auch -losen Motorbratzenfahrern. superinteressante Strecke, die aber volle Konzentration erfordert. Die höchste Stufe im Plotter ist nötig, um zu entscheiden, welcher Fels wo umsegelt wird – da geht leicht der Überblick verloren – es geht hier viel zu schnell, aber mit Glück bleibt alles heil. Auf dem offenen Seestück nach Marstrand segeln wir mit der alten Welle mindestens Rumpfgeschwindigkeit.

    Fr. 21. Juli – Læsø - Bønnerup
    Kaum sind die Tücher oben, fängt es wieder an zu Pissen – wir haben eine weite Strecke hart am Wind vor uns und der Wetterbericht sagt 8 - 10 m/s Richtung Süden nachlassend voraus, das sind 5 Bft. Daher der Fehler mit Vollzeug – hätten wir nur...Der Wind alleine wäre ja gar kein Problem – Böen mit 7 - 8 Bft gehen auch mit weggetrimmten Segeln, aber die Brecher gehen jetzt immer wieder über alles drüber und sind auf die Dauer zermürbend. Das Schiebeluk würde auch bei einem Strahl aus dem Feuerwehrschlauch nicht mehr abdichten. Das Salzwasser läuft an der Leedecke über`s Schwalbennest auch in meine nach vorne gerückte Matratze. Dann 2 mal hintereinander ein lauter Knall und das Achterliek vom Groß klingt mit 2 Segellatten weniger wie ein Hubschrauber. Ich muss es etwas dichter nehmen, damit es nicht zerfetzt – das gibt aber einen Ruderdruck, bei dem ich fürchte, dass die Pinne bricht. Mit dem Sturmgroß wäre alles besser...Ich kann auch nicht weg von der Pinne, weil ich sonst sofort das Kotzen kriege. Also stoisch über Stunden – zig Stunden durchhalten. Seeleute müssen geduldig und zäh sein! Die physische und psychische Anstrengung ist sehr groß – wenn was kaputt geht, haben wir ein massives Problem. Alles hält aber und als die Windmühlen von Bönnerup in Sicht kommen, nimmt die Windstärke und die Wellenhöhe ab – wir telefonieren mit der Besatzung vom Wassermann – die haben wegen der Untiefen über 70 sm geloggt und kommen ¼ Std. später an. Der Hafen ist genial – 2 Vorbecken zum Segelbergen, 2 weitere Einfahrtsbuhnen und dann erst die Steganlage (da hat es wohl öfters Wind). Vor dem Abendessen noch die notwendigsten Drainagearbeiten – wir sind nach über 11 Stunden völlig erschöpft. Trotz mehrfachem Auspumpen der Bilge unterwegs ist nicht nur das Gemüsefach, sondern auch das Batteriefach eben voll mit Salzwasser – das Ladegerät ist gehimmelt. Jetzt läuft unser Elektro- „Öfele“ auf Vollgas.

     

    RB2018 F99803Mi. 28. Juli – Lindau - Nonnenhorn
    Nach dem Einkranen in Lindau am Bodensee will mein 81-jähriger Vater trotz Starkwindwarnung wie immer mit zum Heimathafen Nonnenhorn. Wir segeln waschbord, spitzen mit dem Bug in die zu kurzen Wellen ein, die Gischt spritzt über`s Deck und Horst fragt, wozu wir denn an`s Meer fahren. Vielleicht lassen die Bilder den Grund erahnen.

     

    Bernd Miller
    F GER 998 Kleiner Blaupfeil

    Wahre Sternstunden des Folkebootsegelns: Wie JUNA Chiemseesegler am Kalkgrund vom Folkeboot überzeugte.

    von Vincent Büsch

    Junatour 01 400Es gibt so (Segel-) Tage, an die denkt man zurück und denkt nur so: bähm!! Also wie soll man daraus einen Artikel schreiben?

    Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, den Sonntag über abwechelnd zu entspannen und mich darüber aufzuregen, dass mein Außenborder nicht funktionierte. Der querulantische Quirl meiner CARA hatte sich partout nicht starten lassen und so konnte ich nicht zur Sternfahrt nach Schleimünde aufbrechen, wo sich am Samstag Abend auf Einladung von Swantje mehrere Folkeboote zum gemütlichen Abend versammelt hatten.

    Doch über WhatsApp erreicht mich Swantjes Anfrage: „Moin, moin … Ist ziemlich Druck in der Luft. Willst du spontan als No. 4 mit?“ No. 2 und No. 3 hatte ich schließlich angeheuert: Wiebke hatte ich dieses Jahr Ostern auf einem Rügentörn kennengelernt und sie war mit ihrer Freundin Christine aus Bayern angereist, um in Husum ihre Familie zu besuchen. Wenige Tage vorher hatte Wiebke mich gefragt, ob ich ihr am Wochenende zu einem Segeltrip auf der Ostsee verhelfen könnte und da hatte ich ihr die Nummer von Swantje gegeben. Aber vor Swantje und der JUNA lagen 30 Meilen bei 5 Bft. gegenan von der Lotseninsel nach Glückburg.

    Ich also rein in die Segelklamotten, kurz noch Ölzeug für die Gäste von der CARA geholt und ab nach Maasholm, wo die Fähre zur Lotseninsel fuhr. Wiebke und Christine ließen sich von Wiebkes Eltern, die sich eigentlich auf einen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen gefreut hatten, nach Kappeln bringen und um 12.30 waren wir startklar. Aber eine Kaffeetour erwartete uns nicht.

    Swantje machte ihre Crew mit dem Boot bekannt. Wie werden die Segel gesetzt, was ist bei einem Langkieler zu beachten und wie stellt sie sich das Ablegemannöver vor. Wiebke und Christine segeln auf dem Chiemse mit Christines Dyas, haben aber beide auch Hochseeerfahrung auf Yachten. Sie freuten sich auf einen Törn bei stabilem Wind auf der Ostsee. Von den größeren Familienyachten blickten uns nicht nur große Kinderaugen an: Wie, die laufen aus? Die Fallen in dem kleinen Hafen auf der Lotseninsel pfiffen im Wind.

    Ein tolles Erlebnis bei sechs Bft. uaf der Flensburger FördeDer Wind kam aus Nordwest und da die JUNA mit dem Bug Richtung Schlei lag, wollten wir uns an den Dalben treiben lassen und unter Segeln auslaufen. Der Motor lief nur zur Sicherheit mit. Aber das Boot drohte, seitwärts in die Box zu drehen und so schob Swantje doch den Gang rein und wir setzten die Segel gleich hinter der Mole. Eine Halse und die JUNA fuhr aus der Schlei hinaus auf die offene See.

    Wir gingen hart an den Wind und schon kam der Leuchtturm Falshöft in Sichtweite. Die ersten Spritzer, die ins Cockpit flogen, wurden noch mit launigen Kommentaren begrüßt. Da der Wind etwas westlich kam, konnten wir anfangs fast parallel zur Küste segeln, aber als wir wegen der nördlichen Böen zu weit auf die Ostsee raustrieben, wendeten wir. Christine saß an der Pinne und machte sich mit den Steuereigenschaften des Folkebootes vertraut. Ich hielt mich an der Fockschot fest und hatte den Eindruck, bei den größer werdenden Wellen waren meine 95 Kilo auf der Kante mittschiffs eine gute Investition. Wiebke packte die Käsestullen aus und Swantje behielt mit ihrem Hand-GPS die Navigation im Auge. „Liquid Sunshine“ nannte unsere Skipperin das, was auf auf uns zukam: Flüssigsonne. In diesem Jahr auch in Norddeutschland ein eher seltenes Phänomen. Bei den ersten Regentropfen guckten wir uns skeptisch an: Ein tolles Segelwetter hatten wir uns da ausgesucht. Als wir Falshöft querab hatten, zog sich der Regen zu einer dicken grauen Wand zu sammen. Die dänischen Inseln waren nicht mehr am Horiznot zu sehen. Das ist dann schon ein wenig unheimlich und hat so etwas von Nebel von Avalon, wenn man auf einmal gar nichts mehr sieht. Aber der Himmel klarte auf und weiter ging unsere Tour Richtung Flensburger Förde.

    Swantje, die auch viel alleine segelt und das Revier im deutsch-dänischen Grenzgebiet gut kennt, hatte entschieden, das wir nicht zu früh Richtung Außenförde wenden sollten, sondern einen langen Schlag in die Sonderburger Bucht hinein machen sollten. Der Kalkgrund ist zwar tief genug, um mit 1,20 m Tiefnag darüber zu segeln, er ist aber flacher, als die umliegenden Gewässer. Bei viel Wind führt das dazu, das die Wellen steiler werden und auch brechen. Kein guter Untergrund für eine Segeltour. Auf der Strecke am Leuchtturm Kalkgrund vorbei Richtung Sonderburger Yachthafen wurde es richtig schön ungemütlich. JUNA lag auf der Seite, das Wasser rauschte in Lee die Scheuerleiste entlang. Der Wind hatte in Böen sechs Bft. erreicht und das Boot legte sich noch tiefer. Da galt es, immer eine Hand am Traveller zu haben, um den Druck aus dem Segel zu nehmen. Die Wellen hatten auch noch ein Wörtchen mitzureden. Sie hoben das Boot und setzen es ungefähr auf der Kursilinie wieder ab, sie klatschen gegen den Bug und durchspülten das Cockpit, so dass wir ab und zu mal die Bilge auslenzen mussten. Als ich am Steuer saß, konnte ich spüren, wie schwierig es ist , die Wellen richtig einzuschätzen, aber nach einer Weile ging es schon etwas besser von der Hand. Ich lernte die geschwungene Steuerbank der JUNA zu schätzen. Damit hat man einen super Halt für die Füße, wenn man an der Pinne sitzt. Buddahgleich ruhte mein Körpergewicht jetzt auf dem Oldmen‘s Seat. Aber gerade als es am Steuer gemütlich wurde, erwischte uns eine rießige Welle, die das Cockpit unter Wasser setzte. Bei dem Wetter bestraft der Kalkgrund jede Unachtsamkeit mit einer salzigen Dusche. Aber wir hatten uns auch schon an die Einschläge gewöhnt. Das Wasser der Ostsee hatte immer noch seine 22 Grad, ja, es war tatsächlich pisswarm, was da über die Bordkante schwappte.

    Als ich wieder am Niedergang stand wollte ich mich um die Verpflegung der Damen kümmern, die vergnügt auf der Kante den Gewichtstrimm besorgten. Der salzige Geschmack im Mund ging mir so langsam auf den Senkel und in der Fallentaschen steckten Wasserflaschen. Just in dem Moment brach eine Welle ins Cockpit, die die drei ordentlich durchspülte. „Will noch jemand etwas Wasser?“ Fragte ich, unschuldig, wie es meine Art ist. „Danke, geht gerade“ und „eh, nein?“ kam als Antwort von oben.

    Es war halt Folkebootsegeln im besten Sinne : Ein tolles Naturerlebnis.

    Strande- Damp- Höruphav- Dyvig- Middelfart

    Wochenlange akribische Planung, herrlicher Wind, tolles Wetter, endlich laufen wir mit "Habibi" aus der Strander Bucht aus und starten unsere lang ersehnte Tour Richtung Dänemark.

    Wir, das sind Christoph, begeisterter Sunseeker- Fahrer und ich- zwar auf einem Folkeboot aufgewachsen, aber null Erfahrung im alleinigen Umgang mit dem Schiff.
    Nach wochenlangem Training, Aufschiesser hier und da, von einem Hafen zum nächsten unter Motor, Mann- über- Bord Manöver etc, nun mussten wir das Ganze nur noch in die Tat umsetzen...

     

     

     

     

    Fazit der Tages:
    Ist der Segler früh dabei, bleibt er abends sorgenfrei.

    Nach einer überraschend gemütlichen ersten Nacht (trotz oder gerade wegen getrennter Kojen?) und einem ausgedehnten Frühstück packte uns nach der Erkenntnis des Vorabends der Übermut, den Hafen vor allen anderen zu verlassen und dabei vor allem nicht den Motor zum Einsatz kommen zu lassen. So gut unser Manöver geklappt hatte, so sehr hatten wir an unserer nächsten Aktion zu beißen, die gleich doppelte Ladung für die nicht vorhandene erste Bewährungsprobe war: Bei recht kräftigem Südwind ist Christoph, mittlerweile zum Matrosen aufgestiegen, mit wachsamem Auge das etwas lockere Vorstag aufgefallen, welches sich durch einen gebrochenen Bolzen gelöst hatte. Bewährungsprobe für Mensch und Material auf Höhe Falshöft. Nach Abschluss der provisorischen Reparaturarbeiten gab es ein – Gott sei Dank- noch gekühltes, zollfreies Dosenbier zur Beruhigung der sehr aufgewühlten Gemüter.

    Angekommen in Höruphav war ein kurzer Fußmarsch nach zwei Tagen 3- B- Ernährung (Bier- Bouletten- Brötchen) bei Wind und Welle nach Sonderburg eine willkommene Abwechslung. Leider entpuppten sich die gemessenen 6km als gefühlte 20km und die frisch eingetauschten Kronen wurden in eine Busfahrt zurück nach Höruphav investiert- aber wir sind ja schließlich auch zum Segeln gekommen und nicht zum Wandern!

    Zurück am Boot fachsimpelt man unter Folkeboot Seglern über alles Mögliche, aber vor allen Dingen hilft man sich auch gegenseitig aus. Unser provisorisch reparierter Bolzen wurde fachmännisch repariert und hat für die restliche Fahrt sicher gehalten. An dieser Stelle ein großes Dankeschön nach Hamburg.

     

    Fazit der Tages:
    Mit Ruhe, Gelassenheit und dem seglerischen Zusammenhalt löst man jede Herausforderung.

    Nach zwei Tagen erster gemeinsamer Seglererfahrung, gutem Timing und einer Portion Glück haben wir die Aalsensund- Brücke unter Segeln passiert- wer braucht schon einen Motor?!
    Trotz Vorsprunges auf alle anderen Schiffe durfte der erste Matrose nicht ruhen und wurde ununterbrochen aufgefordert, Niederholer und Unterliek Millimeter genau zu justieren- man hat im Folkeboot schließlich einen Ruf zu verlieren!
    Allein um unser nächstes Ziel Dyvig zu sehen lohnt es sich jedoch den Aalsensund hochzuarbeiten. Schon die 3m schmale Durchfahrt – ein Meter, wenn einem noch ein größeres Schiff entgegen kommt- signalisiert die Besonderheit des Hafens- allerdings wollen wir hier auch nicht zu viel verraten; diese Stimmung muss man wirklich auf dem eigenen Folkeboot erlebt haben. Es lohnt sich!!!

     

    Fazit:
    Insider Tipps sind immer noch die besten!

    Den Lille-belt bei wunderschönem Wetter überquerten wir am nächsten Tag, ein wenig mehr Wind wäre wünschenswert gewesen- allerdings sind wir so endlich dazu gekommen, unseren Linseneintopf zu kochen und uns die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. So dümpelten wir langsam aber sicher Richtung Ärösund und mussten am Ende des Tages doch noch den künstlichen Antrieb hinzuziehen. Motor war halt doch keine so schlechte Idee.
    Der Fährhafen auf Ärö ist schon an sich ein kleines Highlight- wobei klein hier betont werden muss, passt aber somit ganz gut zur Insel, die wir sogleich bei einer abendlichen Joggingtour umrundet haben.
    Bei der Rückkehr zum Boot wurden wir mit einem norddeutschen „Moo-hoin“ von unseren Päckchen- Nachbarn aus Damp empfangen, die witzigerweise exakt dieselbe Strecke mit kleinen Abkürzungen wie wir gesegelt waren.
    Unsere guten Vorsätze, auf die 3- B- Ernährung zu verzichten, wurden schnell über Bord geworfen und der Abend endete früh morgens mit einem Turnstück (Bewährungsprobe Nr. 3) von dem Hamburger Schiff.

     

    Fazit:
    Folkeboote liegen perfekt auf Steghöhe, um sich auch nach lustigen Seglerabenden nicht die Knochen zu brechen- und falls man doch fällt, landet man Dank der Schwerkraft ohnehin an Deck.

    Auch wenn der erste Matrose nach harter Nacht noch gerne seine Koje gehütet hätte, bestand der Kapitän mal wieder darau,f das erste Boot auf der Piste zu sein. So ging es dann mit schneller Überfahrt nach Middelfart, wo wir endlich unsere Bouletten gegen einen ersten wohl verdienten Hotdog eintauschen konnten.
    Den letzten Abend unseres ereignisreichen Kurztrips haben wir uns zwei saftige Steaks vom örtlichen Metzger auf unserem Zwei- hand- breiten Minigrill gegönnt und konnten uns mit letzter Kraft und unzähligen Verteidigungsmanövern gegen die Möwenschwärme bewähren, die ein Auge auf unser Abschlussessen geworfen hatten.
    Wie in jedem Urlaub gingen die Tage unwahrscheinlich schnell rum, trotzdem hatten wir sehr viel Spaß auf dem VW- Käfer der Meere, wo noch ehrlich gesegelt und spartanisch gelebt wird, und bedanken uns an dieser Stelle noch einmal beim Eigner Egon für seinen Mut und sein Vertrauen.

     

    Fazit der Woche:
    Im kommenden Jahr mehr Zeit nehmen!

    PS: Für alle, die sich fragen, warum unsere Tour im Norden endete und wir das Schiff nicht zurückgesegelt haben:
    Natürlich haben wir "Habibi nicht im Stich gelassen. Wegen der schlechten Wetterbedingungen haben wir sie nach Kiel zurück getrailert.

    Vom Frust und Sonnenschein

    Donnerstag 05. Juli: Gerade haben Ina und ich die Kinder zur Kinderbetreuung gebracht, jetzt sind mein Weib und meine Schwiegermutter mit einem Schwung dreckiger Kinderklamotten zur Waschmaschine unterwegs. Es regnet in Strömen, Lufttemperatur 15° C, Wasser 17°. Leicht frustriert sitze ich in unserem Appartement der Wasserferienwelt und blicke auf Vilm, die ehemalige Parteibonzeninsel. Das mitgenommene Folkeboot von Opa Klausi zerrt bei heftigen Schauerböen an den Leinen und hat eigentlich momentan nur einen Sinn: Regensammler!

    Wie war das? Wer einmal nach Rügen kommt, will nirgendwo anders mehr Urlaub machen; so steht es im Merian-Heft über die Insel… Da denke ich doch lieber drei Wochen zurück, an einen schönen Kurztrip mit meinem Folkeboot. Statt einer Woche Regen hatten wir sieben Tage schönsten Sonnenschein, Flaute statt Sturm und dänischen Frohsinn statt muffeliger Rüganer. Aber erstmal von vorn:

    Nach problemloser Trailerei kranen wir am Mittwochmorgen bei Henningsen und Steckmest in Kappeln an der Schlei ein, stellen die Segelstange, holen zollfreie Zigaretten und Spirituosen und schon sind wir auf dem Weg. Der neue 4PS-Viertakter von Mercury schiebt uns aus der Schlei, während Peter und ich uns dick mit Sonnenschmatze einschmieren. Der Stern brennt gnadenlos vom Himmel und lässt den hinter Schleimünde zubereiteten Mount Gay-Cola schnell seine Wirkung tun. Da man auf einem Bein schlecht stehen kann, gibt es zur Gulaschsuppe aus der Dose gleich noch einen. Noch immer brummt der Außenborder, entweder kein Wind oder Fast-Flaute aus Nordost, genau da wollen wir aber hin. Querab der Nordspitze von Ärö gibt es endlich ein bisschen Wind. Hoch am Wind können wir so Avernakö anliegen.

    Vor dem Hafen sollen eigentlich zwei grüne Tonnen liegen, die den Weg in den idyllischen Hafen weisen. Wir sehen im Gegenlicht der schon tief stehenden Sonne leider nur eine. Nur unter Groß halten wir trotzdem auf den Hafen zu. Rumms, wir sitzen bombenfest auf hartem Sand. Trotz Kränken und Außenborder Vollgas rückwärts keine Chance. Selbst aussteigen und schieben hilft nicht!
    Zum Glück kommt ein etwas hausbacken wirkendes Stahlschiff aus Kiel und wirft uns an einer Schwimmweste eine dicke Schleppleine herüber. Die kräftige Maschine unseres Retters befreit uns im Nu aus der misslichen Lage. Zur Belohnung laden wir die Crew zu einem kleinen Umtrunk in unser Cockpit. Es wird ein recht lustiger Abend, der allerdings schon früh zu Ende ist. Die ersten drei Schachteln Prince Denmark, eine Flasche Mount Gay und eine halbe Flasche Gin sind lenz, das reicht auch fürs Erste.

    Am nächsten Morgen weht der Wind mit 2 - 3 Bft aus ENE, wieder genau auf den Kopf. Also Segel hoch und Kreuz in den Svendborgsund. In Troense belohnen wir uns mit einem dicken Eis für rund 40 Wenden im engen Teil des Sundes, laufen dann aber schnell wieder nach Svendborg zurück, wo wir im Stadthafen einen schönen Liegeplatz unweit von Bendixen's Fischbude ergattern. Die eigene Küche bleibt heute kalt, es gibt Schollenfilets mit Pommes und reichlich Remoulade vom Fischhöker.

    Freitagmittag sollen sich in Svendborg viele Holzwürmer zu einer vom Freundeskreis Klassischer Yachten (FKY) organisierten Sternfahrt treffen, dafür wurde die gesamte nördliche Pier im Stadthafen gesperrt bzw. reserviert. Wir verholen deshalb schon am frühen Morgen in diesen Bereich, damit wir auf jeden Fall noch eine Steckdose für unseren schwarzen Festmacher finden. Bis Mittag haben wir erst einen Nachbarn, das sieht nach einer eher trüben Party aus. Glücklicherweise gibt es am Nachmittag eine Besichtigung auf der Ring-Andersen-Werft, die für etwas Kurzweil sorgt. Bis zum Abend sind zwölf Boote eingelaufen, die Crews verteilen sich über ein paar Boote zu kleineren Bordparties. Wir haben Glück, Eike und Britta, die beiden einzigen Damen unter 40 sitzen bei uns auf dem Boot und tragen mächtig zur Leichterung unserer Bacardi-Vorräte bei. Es hätte noch ein netter Urlaubsflirt werden können, wenn da nicht Horst, der Papi von Britta ins Spiel gekommen wäre. Er amüsiert sich köstlich über die Songs von Matrose/Segelmacher Frank Schönfeld und trinkt mir meinen guten Whisky weg. Um halb zwei schließt die Bar, schließlich haben wir noch ein paar Tage vor der Brust.

    Für Samstag steht eine weitere Werftbesichtigung an, diesmal bei der berühmten Walstedt-Werft im Thurö-Bund. Walstedt genießt einen exzellenten Ruf für die Restaurierung von Holzyachten. Auch etliche Folkeboote - unter anderem Haymo Jepsens "Sundari" - wurden hier grundüberholt. An der Pier liegen ein top-restaurierter Zwölfer und die "AR" von Tom Nitsch, dem bekannten Segelfilmemacher. Tom sitzt im Cockpit und liest gemütlich die Zeitung, als der von Sonja Walstedt geführte Tross von Schaulustigen vorbeiflaniert. Es wird viel gefachsimpelt, das Kernthema ist immer wieder - welcher Lack bei welchen Temperaturen und ob und wie verdünnt. Walstedt empfiehlt RYLARD, einen italienischen Einkomponenten-Lack, der "so ist, wie Epifanes mal war"…
    Nach einem kurzen Bad im Thuröbund machen wir uns auf den Rückweg nach Svendborg, wieder mit Horst im Schlepp, der auf seine beiden Mädels aufpasst. Auch er geht baden, hat aber wohl nicht bedacht, dass es nicht ganz einfach ist mit mindestens hundertzwanzig Kilos und ohne richtige Badeleiter wieder an Bord zu kommen. Mit einem an den Traveller geknoteten großen Palstek und Hilfe von Britta und mir kommt er dann doch irgendwie wieder aufs Boot.
    Der am Abend empfangene DWD-Wetterbericht verspricht für Sonntag umlaufende Wind bzw. ganz leichten Nordost, deshalb beschließen wir um 22:00 Uhr auszulaufen um wenigstens noch ein paar Meilen mit der Abendbrise nach Norden zu segeln. Wir schaffen es nur bis Lundeborg und selbst bei diesem Kurztrip muss der Außenborder noch mithelfen.

    Am nächsten Morgen erdrückt uns die Hitze schon um halb acht. Schnell laufen wir aus und frühstücken im Cockpit, kein Problem, wenn der Jockel läuft. Zum Glück haben wir einen vergleichsweise leisen Viertakter gekauft, der mit einem Verbrauch von unter einem Liter in der Stunde bei fünf Knoten Fahrt außerdem noch sehr sparsam ist. So motoren wir Stunde um Stunde und passieren erst die Brücke über den Großen Belt, dann Kerteminde, die Nordspitze von Fyn, Ballen auf Samsö, um schließlich in Langör auf Samsö festzumachen. In der Bucht kurz vor dem Hafen binden wir ‚Ultima Ration’ an einer dicken gelben Tonne an und nehmen ein herrlich erfrischendes und ausgiebiges Bad im nun schon 21° C warmen Ostseewasser.

    In Langör hat die Saison noch nicht begonnen, selbst der Hafenkiosk ist noch im Winterschlaf. In dem sonst oft überfüllten besonders idyllischen Naturhafen gibt es freie Liegeplätze ohne Ende. Für Kurzweil sorgen einige brütende Seeschwalben direkt neben der Mole, die ihre Nistplätze unter vollem Einsatz verteidigen. Wütend stürzen sie sich im Sturzflug auf jeden Passanten und schrecken selbst vor dem Einsatz von C-Waffen nicht zurück. Peter hat jedenfalls einen dicken Vogelschiss auf dem Arm, als er am Toilettenhäuschen ankommt, eine herrliche Schmiererei. Da keine Möglichkeiten zum Frischproviantkauf bestehen, gibt es zur Abwechslung - wie schon auf Avernakö - mal wieder Bratkartoffeln. Zur besseren Verdauung machen wir noch einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang und freuen uns an der fast unberührten Natur.

    Auch der nächste Tag ist sonnig und flau, so langsam beginnt die Motoritis zu nerven. Hilft aber nichts, anders kommen wir nicht nach Arhus, dem eigentlichen Ziel dieser Reise. Unterwegs dorthin nehmen wir wieder ein Bad in der Ostsee, die hier unglaubliche 24° Wassertemperatur hat. Im Anschluss gibt es FKK an Deck, damit auch die sonst weißen Stellen mal Farbe bekommen. Pit wird beim Sonnenbad auf dem Vorschiff vom Schwell einer Katamaran-Schnellfähre, die uns in sehr knappen Abstand passiert, völlig überflutet. Diese Mistdinger sollten verboten werden!

    In Arhus mieten wir uns erst einmal ein paar Fahrräder und erkundeten die Stadt. In der Fußgängerzone gibt es viel zu bestaunen, egal ob nette Geschäfte oder auch dänische Schönheiten in zum Teil recht schrillem Outfit. Als brave Seeleute widmen wir uns dann aber doch lieber der Kultur und besuchen das wunderschöne Freilichtmuseum "Gamle By", unweit der City. Hier wurden zirka sechzig alte Gebäude aus ganz Dänemark liebevoll grundsaniert und zu einer "hyggeligen" Kleinstadt im Stil des frühen 19. Jahrhunderts zusammengefügt. Man kann viele Werkstätten und Läden besichtigen, in denen zum Teil zeitgenössisch gearbeitet wird. Auf den Kopfsteinpflaster-Sträßchen fahren noch Kutschen und in den Hinterhöfen laufen glückliche Hühner und Gänse umher. Wenn nicht hinter der Stadtmauer ein paar Hochhäuser mit voll verglasten Fassaden stehen würden, könnte man wirklich die Zeit vergessen.

    In einem australischen Steakhouse gönnen wir uns ein feistes Mahl. Auch wenn hier Steaks bis zu 2.000 Gramm (!!!) geboten werden, bleiben wir etwas bodenständiger und begnügen uns mit 300 bzw. 500 Gramm, auch das macht uns satt und träge. Zurück an Bord erfreut uns ein Absacker aus der Transitlast und die Freude über den für den nächsten Tag angesagten West bis Nordwest mit 4 bis 5 Bft.

    Gut gelaunt stehen wir am nächsten Morgen auf, es pfeift tatsächlich aus West. Schnell machen wir uns auf den Weg in die City um dort zu frühstücken und um die Drahtesel wieder abzugeben. Gegen elf Uhr machen wir uns auf den Heimweg, Ziel Middelfart im kleinen Belt.

    Mit südlichen Kursen und Rauschefahrt geht es zunächst raumschots aus der Arhusbucht. Da wir ab Hov höher ran müssen, stecken wir vorsichtshalber ein Reff ins Großsegel. Noch immer zeigt die Logge in den Böen sieben Knoten an, also schnell genug. Leider flaut der Wind schon wenig später deutlich ab und dreht auf West. Noch kommen wir mühelos mit einem Anlieger über die Flachs rund um Endelave. Querab Juelsminde flaut der Wind noch mehr ab und dreht weiter auf Südwest, schon wieder von vorn! Mühsam kreuzen wir gegen Wind und Strom in den kleinen Belt. Gegen 20:00 Uhr kommen wir ziemlich platt in Middelfart an. Wir finden einen Platz neben einem freundlichen Dänen und bauen zum ersten Mal die neue Kuchenbude auf, weil es nach Regen aussieht. Anschließend gehen wir in einem Café in der Nähe des Hafens zum Essen und genießen den wunderbaren Blick auf den Belt.

    Die Langfristprognose des DWD verheißt für die nächsten Tage nicht viel Gutes. Wieder Winde auf den Kopf und zudem noch im Überfluss. Insbesondere am letzten geplanten Segeltag soll es mit Südost 8 - 9 richtig viel Wind aus der falschen Richtung geben. Nun ist eine Planänderung erforderlich. Statt in kürzeren Etappen und Abstecher nach Flensburg bis Samstag nach Kappeln zu segeln, wollen wir nun schon am Donnerstag - also übermorgen am Ziel sein.

    Tapfer kreuzen wir am Mittwochmorgen bei schwachem Wind gen Westen und später nach Südwesten. Gerade als ich Pit beim Passieren des Aarösunds von den garstigen Windverhältnissen beim Goldpokal vor einigen Jahren erzähle, wird uns gleich eine ganze Herde junger Kühe ins Segel geworfen. Eine kräftige Schauerböe präsentiert uns gleich gute 6 Bft; verbunden mit einer leichten Rechtsdrehung des Windes entsteht innerhalb von wenigen Minuten eine kleine gemeine und chaotische Welle, die nicht zur aktuellen Windrichtung passt. Pit gibt sich alle Mühe, die kleinen Dinger so gut wie möglich auszusteuern, trotzdem kommt ab und an grünes Wasser über Deck und findet den Weg durchs Schiebeluk auf die Polster. Na klasse!

    Der Regen hält bis zum Eingang in den Alsen Sund und spült unser Ölzeug kräftig mit Süßwasser. Danach reißt es auf und flaut ab. Trotzdem schaffen wir es noch bis Sonderburg, wo wir im Stadthafen an einer Comfortina längsseits gehen. Vor uns liegt ein Traditionssegler aus Kiel, dessen Crew auf der Pier gegrillt hat. Offensichtlich waren die Augen größer als die Mägen, jedenfalls werden die Jungs nicht allein mit ihren Fleischmassen fertig. So werden wir zum Mitessen eingeladen, also wieder keine Spaghetti Bolognese. Das in Middelfart gekaufte Hackfleisch wird deshalb zu Frikadellen verarbeitet.
    Zum krönenden Abschluss des Tages lenzen wir die verbliebenen Reste aus unserer Transitlast und bauen das Heimkino unter der Kuchenbude auf. Es gibt James Bond in Dolby Surround über die Bordlautsprecher. Prima!

    Am Donnerstag, unserem letzten Segeltag, kommt dann tatsächlich unser Drachen-Spinnaker aus dem Sack. Klasse Segel, doch leider dreht der Wind schon kurz nach dem Setzen so ungünstig, dass wir das Ding wieder bergen müssen. Aber wenigstens war die Anschaffung von neuen Blöcken, Schoten und Fall nicht völlig umsonst.

    Als pflichtbewusste Bundesbürger setzen wir beim Eintreten in deutsche Hoheitsgewässer unseren Zollstander. Bei Schleimünde treffen wir prompt einen Zollkreuzer, der uns allerdings unbehelligt lässt. Auch der Zöllner in Kappeln wirft nur einen kurzen Blick in unser Anschreibebuch und entlässt uns ohne Kontrolle an Bord. So sind wir dann am frühen Nachmittag wieder bei Henningsen & Steckmest und bereiten uns auf das Auskranen vor.

    Vor der Heimfahrt an die Möhne besichtigen wir noch ein von den Steckmest-Söhnen in liebevoller Kleinarbeit restauriertes Folkeboot aus den 50er-Jahren, das in den nächsten Tagen getauft wird. Es ist eine echte Augenweide und weitestgehend im Originalzustand.

    Rückblickend hatten wir irrsinniges Glück mit dem Wetter, irre viel Spaß, aber dafür leider meistens keinen oder wenig passenden Wind. Trotzdem allemal besser als Rügen bei Regen. Vor meinem nächsten Urlaub auf Rügen werde ich wohl doch noch mal rund Fyn segeln, am liebsten wieder mit Peter, weil’s so entspannt ist.

    Es grüßt vom verregneten Rügen
    Kiki (F-GER 1033)

    - ein begeisternder Törn mit dem Nordischen Folkeboot

    Was zunächst nur als Teilnahme an der ARC 2007 gedacht war, entwickelte sich zu einer einmaligen Rundreise, die zuvor so wohl noch nie mit einem Nordischen Folkeboot durchgeführt worden ist.

    Zwei junge Engländer - Henry Adams (rechts) und Tim Fosh - starteten im Herbst 2007 in ihrem Heimatland zu dem lang ersehnten Abenteuer. Mit einem leicht modifizierten Sereinbau aus Dänemark segelten sie von England aus über Madeira auf die Kanarischen Inseln, wo alljährlich im November der Start zur Atlantik Rallye für 'jedermann' (ARC) stattfindet.

    In 21 Tagen segelten sie über den Teich. Nach erfolgreichem Abschluss der Regatta, bei der die beiden den Preis für das kleinste teilnehmende Boot gewannen, interviewte Michael Hundrup - unser Mann für Presse und Öffentlichkeitsarbeit - den Skipper.

    Lesen Sie hier, was Henry Adams zur Reise über den Großen Teich sagte.
     
     
    Dann entschloss sich der Skipper, die Reise fortzusetzen, und nach Abstechern in die Karibik und auf die Bahamas in das Heimatland England auf der Nord-Route von West nach Ost zurückzusegeln - teils einhand, teils in Begleitung von Freundin oder Elternteilen. Im Sommer 2008 ist er gesund und munter wieder angekommen. Unsere FolkeNews haben in drei ihrer Ausgaben ausführlich über diese tolle Reise berichtet.

    Sie, lieber Leser, können auf den nachfolgenden Seiten noch einmal den Schilderungen von Henry Adams folgen und sich begeistern an den Erlebnissen, die in einmaliger Weise auch die Qualitäten des Nordischen Folkeboots bei dieser Herausforderung beschreiben.

    Viel Spaß beim Lesen!

    Wie in jedem Jahr segelten wir auch in diesem Jahr mit der Familie auf dem Folkeboot, der FG 348, allerdings mit einer Ausnahme. Unsere Kinder Jykke und Frederik waren im Zeltlager, und somit hatte Thorges Freund Lasse die Chance, 1 Woche mit uns in der Dänischen Südsee zu segeln. Von Kiel Schilksee bei schlechtem Wetter und Wind von vorne (NNW 4 Windstärke) ging`s Richtung Maasholm, um Lasse an Bord zu nehmen. Überraschender Weise sichteten wir schon gleich in der Eckernförder Bucht einen Tümmler. In Maasholm angekommen, schnell noch eine Abschieds Curry Wurst mit Lasses Eltern und Bruder Tim. Damit war unsere Mannschaft dann komplett.

    Mit schwankenden Brettern unter den Füßen, da hat man doch gut lachen. 5 Tage segeln, hurra!

    Sonntag: 12.8.07
    Maasholm Leinen los! um 11.14 Uhr, Sonne über alles. Mit 5 Knoten rauschen wir Richtung Ärö, Kurs NO. Unsere Planung ist, Freunde auf der kleinen Insel Hjorto zu besuchen. Plötzlich veränderte Windbedingungen, Flaute, motoren, Segel rauf, Segel runter, alte Dünung etc., lassen auch den eingefleischten Seglermagen mulmig werden. Endlich, um 18.15 Leinen fest in Söby auf der Insel Ärö. Wir haben uns ein dickes Eis verdient.

    Montag: 13.8.07
    Mit 4 frischen Schollen an Bord, geht’s weiter Richtung Hjortö. 2 Stunden segeln und auch diese Strecke ist geschafft. Das Fahrwasser im Svendborg Sund bringt uns eine gute Abwechslung. Der kleine Hafen auf Hjortö liegt einladend in der Mittagssonne, Kinder plantschen im Hafenbecken und wir suchen uns einen Liegeplatz mitten im Hafenbecken. Auf der kleinen, sehr urigen Inseln treffen wir unsere Freunde schnell, obwohl wir nicht angemeldet sind. Die badenden Kinder entpuppen sich als die befreundeten Kids, schnell sind Kontakte geknüpft, und die vier erobern die Insel per Fahrrad und zu Fuß. Es ist für die dänischen Kinder der letzte Ferientag, und das genießen wir noch einmal richtig bei einem gemütlichen Grillfest mit romantischem Sonnenuntergang. Auch ein Nachtangeln darf nicht fehlen: „Nachts beißen die Fische am besten“ weiß Lasse zu erzählen.
       

    Dienstag: 14.8.07
    Der Wetterbericht hat schlechtes Wetter vorhergesagt. Aber,der Himmel ist blau, 3 Windstärken aus Süd, etwas diesig. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, daß das Wetter sich erst im Laufe des Tages verändern wird. So wird aus unserem Hafentag auf Hjortö nichts, und wir segeln Richtung Westen. 'Mal sehen, wie weit wir kommen. Die Seemannschaft an Bord ist inzwischen richtig gut, die tägliche Flaggenparade ist Hoheitsgebiet von Thorge und Lasse, das Auslaufmanöver klappt. Schnell trägt uns der Wind Richtung Alsen, kleine Flaute zwischen durch, dann aber wieder Wind, Welle natürlich, wir sitzen auf der Kante, auch nicht jeder. Niko und mir schmecken die vorbereiteten Butterbrote, die Jungs halten sich da zurück. Wir brauchen viel Sonnencreme. Wir runden die Südspitze Alsens, Gammel Pöl, abermals Flaute, wir liegen auf Legerwall, schnell den Motor an? Nein, wir haben Ergeiz, mit wenig Wind und optimaler Segeleinstellung vorwärts zu kommen. Das Thema Kartenkunde ist jetzt genau richtig. "Wie lassen sich die Dreiecke auf der Seekarte noch zusammenlegen?" Wir meistern auch diese Situation. Kurz nach 17 Uhr erreichen wir den Hafen Hörup Hav. Die Portion überbackene Nudeln kann heut nicht groß genug sein, und der Spaziergang tut danach gut. Mirabellen naschender Weise bläst uns der Wind inzwischen aus SSO mit Stärke 5 direkt ins Gesicht. Nachts regnet es dann.

    Mittwoch: 15.8.07
    Hafentag in Hörup Hav - so ist unsere kollektive Meinung. D.h. jeder geht seiner Wege. Der Tag beginnt mit leckeren dän. Brötchen, dän. Leberpastete und kl. Gürkchen. Thorge und Lasse erobern den Wald mit einem reißenden Bach darin, wir lesen uns durch unsere Bücher, Karten werden gespielt (Wizard, 6 nimmt). Urgemütlich, denn inzwischen pfeift der Wind nur so über uns herüber mit gelegentlichen Regenschauern.

    Aber unsere Proviantlage will unseren Gelüsten angemessen sein, und so müssen wir in den Supermarkt. Der dortige Wetterbericht per PC verheißt für den morgigen Tag nichts Gutes. In unserer Mannschaftsbesprechung kommen wir zu dem Entschluss: "Wir segeln jetzt noch die 10 sm nach Gelting Hafen". Schnell ist alles aufgeklart, an den Dalben entlang wird Schwung genommen und es geht mit halbem Wind aus dem Hafen, ohne Motor natürlich. Draußen begrüßt uns der frischen Wind aus S, die Sonne scheint, wir müssen bis zur Huk kreuzen, liegen dann hoch am Wind Gelting an. 1.20 m hohe Wellen, Schaumkronen, wir alle in Ölzeug bei guter Laune, jeder auf seiner Position, und wir reiten wie auf einem Rodeo Ritt über die Flensburger Förde. Unsere Berechnungen gehen auf: „Es wir heftig, aber wir schaffen es – gemeinsam!“ Der Wind ist inzwischen auf gute 5 Bft angestiegen. Kaum im Hafen, geht alles sehr schnell. Das Boot wird aufgeklart, die "Kuchenbude" festgemacht. Und kaum ist das Essen auf dem neu konzipiertem Tisch, prasselt der Regen nur so auf uns hernieder, und der Wind ist plötzlich weg. "Timing" nennen wir es.

    Donnerstag: 16.8.07
    Gelting Hafen, Unser Törn ist zu Ende. Uns bleibt noch ein letztes gutes Frühstück, auch die spannenden Bücher dürfen nicht fehlen. In der Luft liegt ein Gefühl von Abschied nehmen und "wir würden gerne noch weiter segeln", aber die Aussicht auf eine Woche Friedrichstadt mit Opti-Training ist natürlich auch verlockend. So klaren wir auf, schießen Abschiedfotos mit einem dicken Eis in der Hand und erwarten Lasses Eltern. Resümee: ein toller Segeltörn geht zu Ende, wir hatten viel Wind, viel Sonne und auch Regen, aber immer die richtige Entscheidung getroffen. Und unsere Mannschaft ist klasse. So fällt uns unser Versprechen leicht, so einen Törn mal wieder zu machen.

    Geschrieben von Betina Bewarder, SCPr, im Herbst 2007
    Niko von Bosse, Thorge Bewarder, Lasse Helgenberger, Betina Bewarder

    Seite 1 von 3

    DFV Geschäftsstelle

    Deutsche Folkeboot Vereinigung e. V.
    Hans-Joachim Meyer
    Weinmeisterhornweg 89a
    13593 Berlin

    Tel: +49 30 362 25 52
    E-Mail: info(at)folkeboot.de

    Internationale Vereinigung

    Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.